Die Heiderichs

Herkunft

Gethsemane -  ursprünglich ein Dorf französischer Glaubensflüchtlinge, Hugenotten genannt. Eine ihrer zahlreichen Nachkommen  sind  z.B. die  Heiderichs aus Herfa.

 

Die Heiderichs lassen sich für 1543 in Ausbach bei Hersfeld nachweisen. Der erste dortige Heiderich, war der Stammvater Hans Senior Heiderich, etwa 1510 in Ausbach geboren. Er stammte aus dem sogenannten "Heiderichschen Hof”, einem größeren Bauerngut in Ausbach. Ein Nachkomme des Stammvaters,Johannes Heiderich, um 1653 in Ausbach geboren, siedelte sich mit seiner Frau um 1685 in Hillartshausen bei Ausbach an. Nachkommen dieser Hillartshäuser Heiderichs lebten  von 1745 bis etwa 1832 in Gethsemane als kleine Landbauern und Handwerker. Von 1832 an finden wir ihre Nachkommen in Herfa  auf einem größeren Bauerngut und auch die Großmutter von Horst Breitbart, Kirchheim, Elisabeth Heiderich. Sie heiratete 1894 den Maurermeister Hermann Reuter aus Obersuhl und lebte seit ihrer Heirat dann in Obersuhl .

Wichtig für die Großfamilie Hermann  Reuter mit seinen 7 Kindern und die für Herfaer Heiderichs ist, in Erinnerung zu behalten, dass sie Hugenotten-Blut in den Adern haben, also das Blut von den aus Glaubensgründen vertriebenen protestantisch-reformierten Franzosen. Diese kamen nach ihrer Flucht aus Frankreich  1700 nach Gethsemane.

Die Ehefrauen zweier Heiderichs sind nachweisbar hugenottischer Abstammung. So die Anna Barbara Metz , deren Mutter eine geborene Ronet war. Der Urgroßvater von Anna Barbara Metz, der Jean Ronet, war aus Vashy in der Champagne, später lebte er in Ily , auch in der Champagne.

Auch  Ahne Elisabeth Licht ist hugenottischer Abstammung. Ihre Mutter ist Marie Bourillon.  Die Bourillons, die nicht in Gethsemane blieben, stammen aus Le Poire sur Velluire in der Charente, am Golf von Biskaya. Die Ancelins - ein Bourillon heiratete eine Ancelin  - kamen wie die Bourillons auch aus der Charente , aus Longeves, einem Nachbarort von Le Poire sur Vellure. Die Planets  -  ein Ronet heiratete eine Planet -  stammen ursprünglich aus Südfrankreich, aus Palatin, den „Midi Pyrenees“, übersiedelten dann in die Stadt Die in der Dauphine, die Sartets   -  ein  früherer Bourillon heiratete eine Sartet  -  vermutlich auch aus Südfrankreich, aus Pontacq, Pyrenee, im Departement Pau.

 

Vielfach überliefert und immer wieder erzählt ist die Episode, dass Elisabeth Heiderich auf ihrer Brautfahrt zur Hochzeit von Herfa nach Obersuhl per Bahn ihre „goldene“ Mitgift in einer Kötze mitbrachte, fast gefüllt mit Goldmünzen. Sie stammte aus einer reichen Bauernfamilie. Auf dieser Bahnfahrt mussten alle Fahrgäste  anläßlich des Rangierens in Gerstungen aus den Bahnwaggons aussteigen. Das tat auch Elisabeth  -   aber ohne ihre gefüllte Kötze, die ließ sie nur mit einem Tuch bedeckt im Waggon. Bei der Rückkehr fehlte nicht eine Goldmünze noch gar die ganze Kötze. Welch glücklicher Umstand !

Elisabeth Heiderich hatte wie erwähnt Hugenottenblut in ihren Adern. Elisabeth Heiderich wie vielen ihrer Verwandten wie  ihrem Bruder Konrad, ihrem Neffen Heinrich,  aber auch etlichen ihrer Töchter hat man es angesehen und ihrem Temperament entnehmen können: sie waren südfranzösischer Herkunft, zu denken ist u.a. an die Planets, mit pechschwarzem Haar, dunklem Teint und dazu temperamentvoll , lebensfroh, gefühlsreich und heißblütig.

 

Die Gründung der französischen Kolonie Gethsemane erfolgte durch französische Glaubensflüchtlinge, die Anfang 1699 in Heimboldshausen eingetroffen waren und vorübergehend dort untergebracht wurden. Sie konnten, -  aus Frankreich  ihres protestantischen Glaubens (in reformierter, calwinistischer Tradition) wegen geflohen, -  durch die Einwilligung deutscher Landgrafen in den jeweiligen Grafschaften Siedlungsgebiete beziehen, so auch viele  hessische Siedlungsgebiete, die Landgraf Karl (1670 - 1730) u.a. auch in Gethsemane zur Verfügung stellte. Landgraf Karl von Hessen erließ 1685 die sogenannte „Freiheitskonzession“, die den Hugenotten freie Ansiedlung ermöglichte. So kamen in den nächsten Jahren etwa 4000 der in der Heimat verfolgten Protestanten nach Nordhessen und wurden wie in Gethsemane auch in der Kasseler Oberneustadt angesiedelt. Diese für  Gethsemane vorgesehnen Hugenotten kamen 1699 nach Heimboldshausen.

Sie waren von den Einheimischen freundlich aufgenommen worden und blieben fast ein Jahr in Heimboldshausen. In dieser Zeit wurden sie aus den landesherrlichen Depots mit Lebensmitteln und aus Kollekten mit Geld versorgt. Kaum war im Frühjahr 1700 der Schnee auf "Götzmanns" Höhe geschmolzen, brachen die als Vortrupp ausgewählten Familien nach dorthin auf und begannen ihr neues Dorf, »notre nouveau village", aufzubauen. Für 1710 lässt sich ihre Kirche in Gethsemane nachweisen, ihr Friedhof auch für 1710. Vorher ließen sie ihre Kinder in Heimboldshausen taufen und ihre Toten in Heimboldshausen beerdigen, aber immer bis 1710 durch ihren französischen Pfarrer aus Gethsemane.

Bei diesen französischen Gründerfamilien - lt. Eintragung im Kirchenbuch Gethsernane sieben oder acht, nach Angabe des Beauftragten für die Kolonie Dr. Dehn-Rothfeiser 12 bzw. 16 Familien - handelte es sich um Guillaume Olivier, Jacques Roquier, Jean Ronet, Bertrand Heraut, Michel du Pre, Pierre Melque, Antoine und Abraham Montet, Jean Montel, Isaac Planet, Pierre de Febure, Jean Bourillon, Jean und Jaques Escoffier, ein Mouflet, ein Flandrin und Pierre Raillon. Über ihre Herkunft sind die Angaben im Kirchenregister unvollständig und ungenau.- Es fehlen meistens die genauen Ortsangaben, manchmal wird auch nur die Provinz genannt.. Es heißt dann "en Dauphine« oder „en Champagne“

Erst jüngere Familienforschungen von Frau Else Grabert geb. Raillon und Frau La Porte, beide Gelsenkirchen, haben ergeben, daß die Götzmanns-Kolonisten überwiegend aus Chateaudouble und Umgebung in der südfranzösischen Provinz Dauphine' stammen.

 

Dass die heutigen Gethsemaner Einwohner in Gethsemane noch nachweisbare hugenottischeVorfahren haben, ist sicher. Allerdings nicht im Mannesstamm. Es gibt also in Gethsemane keine Hugenottennachkommen mit französischen Namen.

 

Quellen u.a. (" Monogr. Hassiae Bd ? von Dekan Jochen Desel Hofgeismar: Hugenotten Nordhessens)

Weiterführende Informationen

 

Karte: Ausbach Krs.Hersfeld, Stammsitz der Heiderichs

 

Karte: Lage von Gethsemane

 

Karte: Hugenotten Herkunftsorte in Frankreich

 

Geschichte der Gethsemaner ev. Kirche (PDF)

 

Gethsemanes Hugenotten (PDF)

 

Foto: Außenansicht der Kirche von Gethsemane

 

Gemälde: Landgraf Carl von Hessen

 

Nachfahrenliste Stammvater Heiderich

 

Heiderich Georgs (*1810) französisch-hugenottische Vorfahren