Wer Breitbart heißt, ist verwandt

Horst Breitbart entdeckte bei der Ahnenforschung einen verzweigten Stammbaum


Der Ursprung: Im thüringischen Oberdorla, zwischen Eisenach und Mühlhausen liegt die Wiege aller Breitbarts, erklärt der ehemalige Kirchheimer Pfarrer Horst Breitbart. In den letzten zehn Jahren hat er fast 6000 Verwandte gefunden.

Foto: Löwenberger

 

von bernd löwenberger

 

KIRCHHEIM. Wer erwartet, dass in Horst Breitbarts Ar­beitszimmer ein überdimen­sionaler Stammbaum die Wände schmückt, der ist ent­täuscht. Die Familiengeschich­te spielt sich einzig und allein im PC ab, und das ist wenig spektakulär.

Umso aufregender ist das, was der ehemalige Kirchheimer Pfarrer in den vergange­nen zehn Jahren über die Breitbarts in Erfahrung ge­bracht hat. Nahezu 6000 Breit­barts hat er gefunden, rund 800 Familien davon leben der­zeit in Deutschland, mehr als 5000 in Amerika. Und die las­sen sich alle auf den Stammva­ter Martin Breitbarth zurück­verfolgen, der im Jahr 1476 in dem Vogteidorf Oberdorla in Thüringen zur Welt kam.

Jüdische Breitbarts

Eine Einschränkung muss Horst Breitbart machen: zu Be­ginn des 19. Jahrhunderts (etwa um 1815) mussten sich auch die Juden einen Nachna­men zulegen. Dabei wurde ei­nigen Familien der Name Breitbart zugewiesen. „Die sind also weder mit uns noch untereinander verwandt­schaftlich verbunden", erklärt der 74-Jährige.

Seit zehn Jahren stöbert der Ahnenforscher in Kirchenbü­chern und Staatsarchiven, aber diese Quellen reichte oft nur bis zum Ende des 30-jähri­gen Krieges (1648) weil da vie­le Unterlagen vernichtet wur­den. Den Durchbruch brachte das Internet. Breitbart tippte „Ahnenforschung" in seinen PC und fand in weniger als ei­ner zehntel Sekunde mehr als 1,5 Millionen Einträge. Irgendwann stieß Breitbart auf die Seiten von Ancestry, ein globa­les Netzwerk mit Zugriff auf über fünf Milliarden Namen und rund 15 Millionen Nut­zern.

Breitbart meldete sich hier an und wurde schnell fündig. Allerdings ist die Suche nicht ganz umsonst. Zwar kann man kostenlos einsteigen, wer aber tiefer gehende Informa­tionen will, der muss einen Jahresbeitrag von rund 200 Büro oder für jede angeforder­te Information extra zahlen. Mittlerweile ist die Geschichte von Horst Breitbart zum Vor­zeigeobjekt von Ancestry geworden und der Kirchheimer ist von den Kosten befreit.

Wo ich herkomme

„Angefangen hat alles da­mit", erklärt der ehemalige Pfarrer, „dass immer wieder Leute zu mir kamen, und in den Kirchenbüchern nach Vorfahren suchten. Irgend­wann wollte ich dann mal wis­sen, wo ich selbst herkomme, wer ich bin und warum ich so bin wie ich bin." Er hat viel ge­lernt über die Breitbarts, die meist bodenständige und ein­fache Leute waren, Handwer­ker und Bauern, dabei aber schon früh multikulturell. Einflüsse von an­geheirateten Frauen aus der Schweiz, den Nie­derlanden oder den tempera­mentvollen Hu­genotten spie­geln sich im Stammbaum wi­der.

Die 5000 Ame­rikaner lassen sich zurückfüh­ren auf etwa 20 Breitbarts, die zwischen 1850 und 1880 in die neue Welt ausge­wandert sind. Horst Breitbart hat heute mit fast all seinen Ver­wandten irgend­wie Kontakt. Man­che kennt er per­sönlich, mit vie­len hält er telefo­nischen Kontakt, oder man kom­muniziert über das Internet.

Viele der Breit­barts haben erst durch den Ahnenforscher von einander erfahren, bezie­hungsweise ihre verwandt­schaftlichen Verhältnisse er­kannt und geklärt. Nächstes Jahr ist ein großes Breitbart-Treffen in Chicago geplant, und da darf der Kirchheimer natürlich nicht fehlen.

Der heute berühmteste Breitbart ist Eckhardt, ein namhafter Professor in der Krebsforschung aus Buxtehude, und in der Vergangenheit finden sich Spuren zu den Nachkommen von Johann Se­bastian Bach.

 

* Info: www.ahnen-breitbart.de, www.ancestry.de